Sitzung: 31.08.2023 Ausschuss für Jugend, Sport und Soziales
Fachbereichsleiter Stegemann berichtet über die Arbeit des Senioren- und
Pflegestützpunktes Niedersachsen im Landkreis Emsland (SPN):
Der demografische Wandel und der
Fachkräftemangel im ärztlichen und pflegerischen Bereich hat den Landkreis
schon früh gefordert, passgenaue Strukturen zu entwickeln, um gerade älteren
und pflegebedürftigen Bürgerinnen und Bürgern attraktive Lebensumfelder und
Rahmenbedingungen für die Gewährleistung von Individualität, Selbstbestimmung
und Lebensqualität zu bieten. Der Landkreis Emsland hat dahingehend
bereits frühzeitig mit dem Seniorenservicebüro und der Beratungsagentur Pflege
Informations- und Unterstützungsangebote für die emsländische Bevölkerung
geschaffen. Seit dem 01.01.2014 wird das Angebot als Senioren- und
Pflegestützpunkt Niedersachsen im Landkreis Emsland fortgeführt.
Der Seniorenstützpunkt
ist eine Anlaufstelle für alle älteren Menschen und schafft ein lokales
Netzwerk von ehrenamtlichen, nachbarschaftlichen und professionellen Anbietern.
Ziel ist es die Unabhängigkeit und die Eigenständigkeit älterer Menschen
gezielt zu unterstützen. Der Landkreis, die Städte und Gemeinden und nicht
zuletzt die große Zahl von ehrenamtlich tätigen Menschen bieten eine Fülle an
Angeboten wie Nachbarschaftsinitiativen, Mittagstische oder mobile
Einkaufshilfen, die im Seniorenstützpunkt gebündelt werden. Darüber hinaus hat
der Seniorenstützpunkt eine Vielzahl an weiteren Maßnahmen initiiert. Zu nennen
ist die Ausbildung von Seniorenbegleiter/innen, die Qualifizierung von
ehrenamtlichen Medien- und Techniklotsen oder auch die Kooperation mit der
Landesverkehrswacht, wo ein Fahrtraining für Senioren angeboten wird, und
natürlich die Wohnberater, die eine unabhängige Beratung zur Wohnraumanpassung
anbieten.
Der Seniorenstützpunkt ist mit einer
Vollzeitstelle besetzt und wird jährlich mit bis zu 40.000 Euro durch das Land
Niedersachsen gefördert. Im Jahr 2018 wurden 640 Beratungen durchgeführt, 2022
waren es bereits 858 Beratungen. Dies zeigt den zunehmenden
Beratungsbedarf.
Als Anlaufstelle für hilfe- und
pflegebedürftige Menschen aller Altersgruppen und deren Angehörige sowie alle
Mitarbeitenden in Einrichtungen der Pflege hat der Pflegestützpunkt Emsland die Aufgabe, Betroffene unabhängig,
umfassend und kostenlos über das komplexe Thema Pflege „aus einer Hand“ zu
informieren. Die Grundlage hierzu ist im SGB XI verankert. Ziel ist hier eine Orientierung im Alltag und
Informationen zu den Unterstützungs- und Fördermöglichkeiten zu bieten. Der
Pflegestützpunkt arbeitet mit dem Instrument des „Case-Managements“ und hat in
gutem Einvernehmen zahlreiche Fälle aus dem ReKo-Projekt nach Ablauf der
einjährigen Betreuungszeit durch die ReKo-Case Managerinnen und ReKo-Case
Manager übernommen und weiterbetreut.
Zusätzlich führt der Pflegestützpunkt
Hilfebedarfsfeststellungen im häuslichen Bereich, Bedarfsfeststellungen im
Rahmen des SGB XII und Beratungen zur Feststellung des Pflegegrades mit
individuellen Empfehlungen zu Hilfsmittelversorgung und pflegerelevanten
wohnumfeldverbessernden Maßnahmen nach SGB XI und SGB XII durch. Dem
Pflegestützpunkt ist seit März 2022 das Demenz-Servicezentrum angegliedert. Der
Pflegestützpunkt mit Demenz-Servicezentrum ist aktuell mit 3,0 Vollzeitstellen
besetzt und wird jährlich mit 75.000 Euro durch die Pflegekassen gefördert.
Auch hier sind die Beratungen deutlich gestiegen: von 2501 Beratungen im Jahr
2015 auf 4484 im Jahr 2022.
Zukünftig ist auf Grund des demografischen
Wandels und der damit steigendenden Anzahl von pflegebedürftigen Personen,
sowie dem zunehmenden Fachkräftemangel davon auszugehen, dass die
Beratungstätigkeit des Senioren -und Pflegestützpunktes erschwert wird.
Um auch
zukünftig aufgrund des
steigenden Beratungsbedarfs durch zunehmend komplexerer Fälle, die eine
intensivere Begleitung bedürfen, Hilfen anbieten zu können, wurde im
Kreistag, die Projektidee des Case Managements des „Regionalen Pflegekompetenzzentrums (ReKo)“ fortzuführen und den
Pflegestützpunkt um drei zusätzliche Stellen zu erweitern. Die drei Stellen
wurden im Mai 2023 seitens der Kreisverwaltung ausgeschrieben und befinden sich
aktuell im Stellenbesetzungsverfahren.
Es ist
beabsichtigt, die einzusetzenden Case Managerinnen und Case Manager bürgernah
an die Familienzentren anzudocken, um die ambulante Beratungsstruktur für den
Bereich der Pflege weiter zu stärken und auszubauen sowie insbesondere vor Ort
ein weiteres Beratungsangebot zu schaffen. Die Familienzentren sind als
alltagsnahe und niedrigschwellige Begegnungsorte für Familien hierzu sehr gut
geeignet.
Die Kreisverwaltung hat in diesem
Jahr bei den Pflegekassen einen Antrag auf Förderung regionaler Netzwerke für
pflegebedürftige Menschen gestellt. Mit dieser Bewilligung werden in den
Kommunen sogenannte Pflegetische eingerichtet. Diese sollen dazu beitragen, die
Akteure im Bereich Pflege vor Ort zu vernetzen, um so auf dieser Ebene
individuelle pflegerische, unterstützende Strukturen sowie aufsuchende,
individuelle Angebote für Pflegebedürftige und ältere Menschen aufzubauen, zu
forcieren und am zu Laufen zu halten. Auch die Gemeinde Salzbergen hat das
Interesse bekundet, einen Pflegetisch einzurichten. Kurzfristig werden hierzu
weitere Gespräche geführt werden.
Am 20.06.2023 ist eine neue Veranstaltungsreihe unter
dem Titel „Pflegeforum“ gestartet.
Das Pflegeforum richtet sich an die Leitungen der Pflegeeinrichtungen im
Emsland und soll zukünftig in regelmäßigen Abständen über wichtige Themen wie
z.B. gesetzliche Neuerungen und regionale Angelegenheiten informieren sowie
Fortbildungen anbieten.