Fachbereichsleiter Stegemann berichtet über die Arbeit des Senioren- und Pflegestützpunktes Niedersachsen im Landkreis Emsland (SPN):

Der demografische Wandel und der Fachkräftemangel im ärztlichen und pflegerischen Bereich hat den Landkreis schon früh gefordert, passgenaue Strukturen zu entwickeln, um gerade älteren und pflegebedürftigen Bürgerinnen und Bürgern attraktive Lebensumfelder und Rahmenbedingungen für die Gewährleistung von Individualität, Selbstbestimmung und Lebensqualität zu bieten. Der Landkreis Emsland hat dahingehend bereits frühzeitig mit dem Seniorenservicebüro und der Beratungsagentur Pflege Informations- und Unterstützungsangebote für die emsländische Bevölkerung geschaffen. Seit dem 01.01.2014 wird das Angebot als Senioren- und Pflegestützpunkt Niedersachsen im Landkreis Emsland fortgeführt.

 

Der Seniorenstützpunkt ist eine Anlaufstelle für alle älteren Menschen und schafft ein lokales Netzwerk von ehrenamtlichen, nachbarschaftlichen und professionellen Anbietern. Ziel ist es die Unabhängigkeit und die Eigenständigkeit älterer Menschen gezielt zu unterstützen. Der Landkreis, die Städte und Gemeinden und nicht zuletzt die große Zahl von ehrenamtlich tätigen Menschen bieten eine Fülle an Angeboten wie Nachbarschaftsinitiativen, Mittagstische oder mobile Einkaufshilfen, die im Seniorenstützpunkt gebündelt werden. Darüber hinaus hat der Seniorenstützpunkt eine Vielzahl an weiteren Maßnahmen initiiert. Zu nennen ist die Ausbildung von Seniorenbegleiter/innen, die Qualifizierung von ehrenamtlichen Medien- und Techniklotsen oder auch die Kooperation mit der Landesverkehrswacht, wo ein Fahrtraining für Senioren angeboten wird, und natürlich die Wohnberater, die eine unabhängige Beratung zur Wohnraumanpassung anbieten.

Der Seniorenstützpunkt ist mit einer Vollzeitstelle besetzt und wird jährlich mit bis zu 40.000 Euro durch das Land Niedersachsen gefördert. Im Jahr 2018 wurden 640 Beratungen durchgeführt, 2022 waren es bereits 858 Beratungen. Dies zeigt den zunehmenden Beratungsbedarf. 

Als Anlaufstelle für hilfe- und pflegebedürftige Menschen aller Altersgruppen und deren Angehörige sowie alle Mitarbeitenden in Einrichtungen der Pflege hat der Pflegestützpunkt Emsland die Aufgabe, Betroffene unabhängig, umfassend und kostenlos über das komplexe Thema Pflege „aus einer Hand“ zu informieren. Die Grundlage hierzu ist im SGB XI verankert.  Ziel ist hier eine Orientierung im Alltag und Informationen zu den Unterstützungs- und Fördermöglichkeiten zu bieten. Der Pflegestützpunkt arbeitet mit dem Instrument des „Case-Managements“ und hat in gutem Einvernehmen zahlreiche Fälle aus dem ReKo-Projekt nach Ablauf der einjährigen Betreuungszeit durch die ReKo-Case Managerinnen und ReKo-Case Manager übernommen und weiterbetreut.     

Zusätzlich führt der Pflegestützpunkt Hilfebedarfsfeststellungen im häuslichen Bereich, Bedarfsfeststellungen im Rahmen des SGB XII und Beratungen zur Feststellung des Pflegegrades mit individuellen Empfehlungen zu Hilfsmittelversorgung und pflegerelevanten wohnumfeldverbessernden Maßnahmen nach SGB XI und SGB XII durch. Dem Pflegestützpunkt ist seit März 2022 das Demenz-Servicezentrum angegliedert. Der Pflegestützpunkt mit Demenz-Servicezentrum ist aktuell mit 3,0 Vollzeitstellen besetzt und wird jährlich mit 75.000 Euro durch die Pflegekassen gefördert. Auch hier sind die Beratungen deutlich gestiegen: von 2501 Beratungen im Jahr 2015 auf 4484 im Jahr 2022.

Zukünftig ist auf Grund des demografischen Wandels und der damit steigendenden Anzahl von pflegebedürftigen Personen, sowie dem zunehmenden Fachkräftemangel davon auszugehen, dass die Beratungstätigkeit des Senioren -und Pflegestützpunktes erschwert wird.

Um auch zukünftig aufgrund des steigenden Beratungsbedarfs durch zunehmend komplexerer Fälle, die eine intensivere Begleitung bedürfen, Hilfen anbieten zu können, wurde im Kreistag, die Projektidee des Case Managements des „Regionalen Pflegekompetenzzentrums (ReKo)“ fortzuführen und den Pflegestützpunkt um drei zusätzliche Stellen zu erweitern. Die drei Stellen wurden im Mai 2023 seitens der Kreisverwaltung ausgeschrieben und befinden sich aktuell im Stellenbesetzungsverfahren.

Es ist beabsichtigt, die einzusetzenden Case Managerinnen und Case Manager bürgernah an die Familienzentren anzudocken, um die ambulante Beratungsstruktur für den Bereich der Pflege weiter zu stärken und auszubauen sowie insbesondere vor Ort ein weiteres Beratungsangebot zu schaffen. Die Familienzentren sind als alltagsnahe und niedrigschwellige Begegnungsorte für Familien hierzu sehr gut geeignet.

Die Kreisverwaltung hat in diesem Jahr bei den Pflegekassen einen Antrag auf Förderung regionaler Netzwerke für pflegebedürftige Menschen gestellt. Mit dieser Bewilligung werden in den Kommunen sogenannte Pflegetische eingerichtet. Diese sollen dazu beitragen, die Akteure im Bereich Pflege vor Ort zu vernetzen, um so auf dieser Ebene individuelle pflegerische, unterstützende Strukturen sowie aufsuchende, individuelle Angebote für Pflegebedürftige und ältere Menschen aufzubauen, zu forcieren und am zu Laufen zu halten. Auch die Gemeinde Salzbergen hat das Interesse bekundet, einen Pflegetisch einzurichten. Kurzfristig werden hierzu weitere Gespräche geführt werden. 

 

Am 20.06.2023 ist eine neue Veranstaltungsreihe unter dem Titel „Pflegeforum“ gestartet. Das Pflegeforum richtet sich an die Leitungen der Pflegeeinrichtungen im Emsland und soll zukünftig in regelmäßigen Abständen über wichtige Themen wie z.B. gesetzliche Neuerungen und regionale Angelegenheiten informieren sowie Fortbildungen anbieten.